Noch immer boomt der historische Motorsport. Die „ADAC Hockenheim Veranstaltung, das Jim Clark Revival“ von 3. bis 5. Mai 2024 war der beste Beweis dafür. Über 30.000 Zuschauer besuchten die beliebte Veranstaltung.
Emotionen, Geräusche, Gerüche, Geschmack, eine Zeitreise in die Vergangenheit, Rennwagen zum angreifen, was will man mehr. Rund 400 Teilnehmer waren am Start. Es gab neun Rennserien. Samstag war der Tag! Volle Tribünen, Getümmel im Fahrerlager, an Superlativen fehlte es definitiv nicht.
Foto: Frank Arne Teschner
Und auch wenn die Ergebnisse beim „ADAC Hockenheim Historic“ mitunter nicht mehr als eine Randnotiz darstellen, so bedeutet das keineswegs, dass die automobilen Kostbarkeiten nicht artgerecht bewegt wurden. Im Gegenteil: Wenn bei den „Tourenwagen – Golden Ära“ mehr als 40 Rennwagen aus den guten alten Zeiten von DTM, STW oder DTC von der Leine gelassen werden, gibt es kein Erbamen auf der Piste, schon gar nicht, wenn Haudegen wie Kris Nissen, Olaf Manthey, Harald Grohs oder Altfrid Heger am Steuer sind.
Nissen gewann im Audi V8 beide Rennen, während Heger seinen BMW M3 DTM am Sonntag wegen eines gerissenen Keilriemens vorzeitig abstellen musste. Große Namen standen auch in anderen Rennserien am Start. Der ehemalige Formel-1-Pilot Antonio Pizzonia aus Brasilien zum Beispiel, der am Steuer seines Dallara T12 aus der damaligen World Series wie im Vorjahr beide Läufe der BOSS-GP-Serie für sich entschied. Oder Ralf Kelleners, der mit seinem knallgelben De Tomaso Pantera GTS das Feld des DRM-Revivals aufmischte, in dem sich auch der bereits erwähnte Olaf Manthey, Peter Mücke und andere tummelten.
Zu den Vielfahrern zählte wie immer Marco Werner. Die Besucher des „ADAC Hockenheim Historic“ wurden Zeuge, wie der gebürtige Dortmunder an der Box aus seinem Lotus 22 der „Lurani Trophy“ sprang und mit Helm auf dem Kopf in die Gebhardt-Box sprintete, um dort seinen Gebhardt C88 aus dem „Momo Sportscar Supercup“ zu entern. Den dominierte einmal mehr der Brite Michael Lyons in seinem Gebhardt C91. Und natürlich war Werner im Lotus 76 des Schweden Ronnie Peterson aus der Formel-1-Saison 1974 auch dabei, als die historische Grand-Prix-Gilde den Fans auf den Tribünen eine optische und akustische Showeinlage vom Feinsten darbot.
Dr. Klaus Lehr steuerte seinen Talbot Lago T26 C, der beim ersten Nachkriegs-Grand-Prix – dem Großen Preis von Monaco 1948 – mit am Start gewesen ist. Der 4,5-Liter-Sechszylinder leistete schon damals stolze 280 PS; verzögert wurde natürlich mit Trommelbremsen. Lehr: „Ich fahre auch noch einen um zehn Jahre jüngeren Maserati 250 F. Der Unterschied beim Fahren ist gewaltig.“
Wie immer dabei war auch Kurt Ahrens. Der Braunschweiger, der vor wenigen Tagen 84 Jahre alt geworden ist und in den 60er- und 70er-Jahren zu den vielseitigsten und schnellsten Rennfahrern Deutschlands zählte, ließ es sich einmal mehr nicht nehmen, am Jim-Clark-Denkmal einen Kranz im Gedenken an seinen am 7. April 1968 in Hockenheim tödlich verunglückten Wegbegleiter und Freund niederzulegen und nebenbei unzählige Autogramme zu schreiben – wie übrigens auch Clemens Schickentanz (79), unter anderem 1970 an der Seite von Hans-Joachim Stuck der erste Sieger des 24-Stunden-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife.